Silvretta, Montafon, Rätikon
Tag 9-12: Schesaplana - Schesaplanahütte - Bettlerjoch - Frastanz
Am nächsten Morgen machen wir uns an den Abstieg, als wir die ersten Gipfelaspiranten anrücken sehen. Der Weg führt erst nach Westen und knickt dann nach Süden ab. Laut Führer ist das eine "kühne, hochalpine Steiganlage", die Trittsicherheit und Bergerfahrung erfordert. Vermutlich habe ich deshalb keine Fotos vom Abstieg - ich hatt wohl einfach keine Hand frei zum fotografieren. Ich meine mich auch an einige Kraxel-Einlagen zu erinnern, was erfahrungsgemäß mit 20 Kilo Gewicht auf dem Rücken schon etwas Konzentration erfordert.

Die Schesaplana von Süden mit der Schesaplanahütte
Irgendwann kommen wir aber doch wohlbehalten auf der Schesaplanahütte an. Wir sind in der Schweiz und schon sind deutlich weniger Menschen unterwegs, es ist himmlich ruhig. Auf der Hütte gibt es eine Vitrine mit Lindt Schokolade, unter anderem auch Lindor-Tafeln. Tilo ist schon ganz Zittrig vor lauter Aufregung. Doch dann droht die Katastrophe:
Der Wirt ist ein echter Schweizer, der anscheinend der festen Überzeugung ist, dass Lindor Schweizer Kulturgut ist, dass es zu schützen gilt: Er weigert sich allen Ernstes, uns eine Tafel zu verkaufen, mit der Begründung, dass es zu warm ist und die schmilzt und dann nicht mehr schmeckt.
Tilo ist kurz vor dem Nervenzusammenbruch und droht, mit seinem Schweizer Offiziersmesser auf den Wirt loszugehen, als mir die Lösung einfällt: ich fülle meinen Ortlieb Wassersack zu ungefähr 2/3 mit eiskaltem Brunnenwasser. Dann knicke ich den Sack in der Mitte ein - ein eiskaltes Behältnis, in das man prima die eine oder andere Tafel Schokolade stecken kann.
Der Wirt lässt sich überzeugen, Tilo verstaut sein Messer wieder und wir essen am Abend halbgefrorene Lindor Schokolade zum Nachtisch.
Von der Hütte aus folgen wir dem Südlichen Rätikon Höhenweg nach Westen. Am Walenbach verlassen wir den Wanderweg auf der Suche nach einem gepflegten Zeltplatz. Auf einem kleinen Grat am Bach finden wir zwischen hohem Fichten ein schönes Plätzchen, dass einen entspannten Ruhetag verspricht. Der Bach reicht zwar nicht zum Baden, aber zumindest können wir uns in der größten Mittagshitze erfrischen.
Einen Tag lang machen wir gar nichts außer im Gras liegen, lesen, uns ab und an am Bach erfrischen und Lind Schokolade essen.
Dann machen wir uns wieder auf den Weg, um die letzte Etappe anzugehen. Über das Barthümeljoch gehen wir zurück nach Österreich, nur um kurz danach über das Bettlerjoch nach Liechtenstein zu gelangen. Oben auf dem Bettlerjoch (2.108m) liegt die Pfälzer Hütte, die auch wieder völlig überlaufen ist. Wir steigen ab und folgen dem Saminatal nach Norden, zurück nach Österreich. Bevor wir dort ankommen, übernachten wir noch ein letztes Mal, diesmal in Liechtenstein.

Letzte Eindrücke aus Liechtenstein
Am nächsten Morgen brechen wir zeitig auf. Es hat sich bewölkt und als wir in Fragranz ankommen, fallen sogar ein paar einzelne Regentropfen. Wir steigen in den Zug und fahren heim. Eine lange und erlebnisreiche Wanderung ist zu Ende. |