Silvretta-Montafon - Rätikon - 1998



Übersicht
Tag 1-3: Ischgl - Kronenjoch - Jamtal
Tag 3-6: Gelschnerscharte - Mittelbergjoch
Tag 6-7: Vergaldnerjoch - Sporaalpe
Tag 8: Sporaalpe - Schesaplana
Tag 9-12: Schesaplana - Bettlerjoch - Frastanz
Vergalda und Gargallen
 Vergalda und Gargallen

Tilo vorm Zelt
 Tilo vorm Zelt

Stukturen
 Strukturen

Zollhütte
Zollhütte

Tilisunasee
Tilisunasee

Abstieg über den Bilkengrat
Abstieg über den Bilkengrat

Silvretta, Montafon, Rätikon

Tag 6-7: Vergaldner Loch - Gargellen - Tilisunahütte - Sporaalpe

Zeltplatz über GargellenNach dem bewegenden Abschied von Peter und Robert machen Tilo und ich uns an den langen Anstieg durch das Vergaldatal nach Vergalda und weiter nach Gargellen (schräge Namen, diese österreichischen Bergdörfer). Hier füllen wir unsere Vorräte auf, dann folgen wir dem Weg 102 in Richtung Sarotlapass/-joch (je nach Karte) noch ein Stündchen bergauf, bevor wir knapp oberhalb der Baumgrenze unser Zelt aufschlagen.

Wir haben Peter und Robert das große Zelt (MacPac Citadell) mitgegeben und müssen uns jetzt mit dem kleinen Eureka begnügen - wenig Platz, dafür aber leichter. Und es steht mit wenigen Häringen auf kleiner Fläche, was uns später auf der Schesaplana noch gut zu Pass kommen wird.

Am nächsten Morgen geht's bergauf. Wir erreichen das Sarotlajoch (2.389m) und sind damit erst mal in der Schweiz. Die Sonne brennt vom strahlend blauen Himmel und es wird unerträglich heiß. Also stellen wir erst mal das Zelt als Sonnendach auf und verbringen die heißesten Stunden mit einer Siesta.

Am SarotlajochAm SarotlajochSiesta

Irgendwann brechen wir dann wieder auf und kommen über den Plasseggenpass schnell wieder nach Österreich. Ein Stück vor der Tilisunahütte kommen wir an einem flachen, kleinen See vorbei - das Wasser ist nicht sehr kalt, aber sauber und so nutzen wir den See zur Erfrischung und waschen uns den Schweiß der letzten Tage ab.

BadeseeBadeseeWollgras

Weiter geht's zur Tilisunahütte. Hier habe ich eines der einschneidendsten Hüttenerlebnisse meiner Bergwanderlaufbahn, das wesentlich dazu beigetragen hat, meine Touren mehr und mehr außerhalb der Saison oder in relativ wenig frequentierte Gegenden zu legen. Es ist Nachmittag und immer noch sehr heiß, als wir hier ankommen und so überlegen wir, uns auf der Hütte ein kühles Skiwasser (mit Wasser verdünnter Sirup) zu gönnen. Zu unserem Entsetzen reicht die Schlange der Durstigen von der Theke bis weit vor die Hütte.

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Achtung - Gemecker

Bitte versteht mich nicht falsch - ich will hier niemandem einen Vorwurf machen, der auf Hütten geht. Jeder hat das Recht, in die Berge zu gehen. Ich kann immer nicht nachvollziehen, dass sich Leute über die anderen Autofahrer im Stau aufregen - jeder, der sich in eine Menschenmasse begibt, trägt natürlich auch zum Entstehen dieser Masse bei.

Aber ich für meinen Teil mag diese Massen nicht sehr und schon gar nicht im Gebirge, wo ich Einsamkeit und Natur erleben will. Noch gibt es Einsamkeit: Wenn man außerhalb der Saison geht oder Gebiete mit hoher Hüttendichte, populären Wegen und Gipfeln meidet oder manchmal auch schon, wenn man einfach den Seitenweg oder den nicht ganz direkten Weg nimmt.

Aber ich plädiere auch für einen Ausbaustopp. Sollen meinetwegen die bestehenden Hütten und Lifte und Spaßzentren bestehen bleiben - auch Menschen, die es etwas bequemer lieben, sollen die Möglichkeit haben, in die Berge zu gehen und die Natur zu genießen (auch wenn ich da den Genuss nicht wirklich erkennen kann). Aber es gibt schon so viele Hütten und Bespaßungsanlagen, dass man doch bitte jetzt Schluss machen sollte.

Es sind da in letzter Zeit so besorgniserregende Tendenzen zu vermerken, nicht nur immer neue Skilifte in die Alpen zu setzen, sondern die Alpen als Adrenalinspaßpark auch im Sommer immer weiter zu erschließen. Vor allem, seit in den letzten Jahren die Gletscher massiv abschmelzen und die Tourismusunternehmer fürchten, dass da bald im Sommer mit Skifahren Schluss sein könnte, ist eine allgemeine Suche nach neuen Geldquellen für den Sommertourismus ausgebrochen. Saublöd.
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Zeltplatz auf der SporaalpeWir trinken jedenfalls nur schnell einen Schluck mitgebrachtes Wasser und machen uns dann ohne Skiwasser von Acker. Über den Bilkengrat steigen wir ab zur Lindauer Hütte. Erst hatten wir überlegt, hier eventuell zu übernachten, aber auch hier ist es rappelvoll und wir halten gar nicht erst groß an.

Dann hängt aber zu unserem Entsetzen an der Sporaalpe ein Schild "Zelten und Kampieren im Bereich der Alpe strengstens untersagt". da ist guter Rat teuer. Wir beschließen, taktisch vorzugehen: Erst mal betreten wir die Käserei der Alpe und fragen, ob wir ein wenig Käse kaufen können. Für ein paar Mark bekommen wir einiges an Käse und gutem Willen. dann fragen wir ganz vorsichtig, ob nicht die vielleicht doch Möglichkeit besteht, unser Zelt irgendwo für eine nacht hinzustellen?

Der Senn ist da völlig entspannt: "Das Schild hat der Jäger da hingehängt und der kommt heute sicher nicht mehr vorbei." Ihm sei das wurscht, wir könnten gern irgendwo zelten, wir sollten uns nur etwas abseits vom Weg niederlassen, man wüsste ja nie, ob nicht doch noch jemand kommt...

Erleichtert suchen wir uns am Rand der Alpe zwischen ein paar Latschen ein Plätzchen für unser Zelt und essen dann leckeren Käse zum Abendbrot.

Weiter zur Schesaplana...