Tessin zurück
01

Übersichtskarte
Übersichtskarte

In der Hitze der Val Lavizzara
In der Hitze der Val Lavizzara
Rast an der kühlen Maggia
Rast an der kühlen Maggia
Schweizer Sommeridyll (zu vermieten)
Schweizer Sommeridyll (zu vermieten)
"Steigt das Wasser, lauf weg" - Gefahren lauern überall   ;o)
"Steigt das Wasser, lauf weg"
Gefahren lauern überall ;o)

Blick in die Val Cocco
Blick in die Val Cocco
Himbeeren - leckere Vitamine
Himbeeren - leckere Vitamine
Typischer Bewohner der Val Cocco
Typischer Bewohner der Val Cocco
Die Val Cocco: wild, steil und mühsam
Die Val Cocco: wild, steil und mühsam
Irgendwie surreal: einsame Feuer-Lilie in der Val Cocco
Irgendwie surreal: Feuer-Lilie in der Val Cocco
Unser Bad mit fließend eiskaltem Wasser
Unser Bad mit fließend eiskaltem Wasser

Tessin 2009 - von Airolo nach Locarno

Tag 5: Val Lavizzara- Corte Cocco
SornicoUm 8:30 Uhr geht's los. Es ist heiß, die Rucksäcke drücken und auch, wenn's erst mal nur die Val Lavizzara hinuntergeht, ist der Weg doch recht mühsam. Hinter Prato (sehr schön) nehmen wir den Weg durch den Wald, der als Sentiero Storico ausgewiesen ist.

Vor dem Eingang zum Val die Prato müssen wir ein kleines Sträßchen ins Tal hinunter. Blöderweise hat der hiesige Landwirt sein Grundstück (und damit auch unseren Weg) eingezäunt und mit "Privat" und "Achtung vor dem Hund" Schildern versehen. Der Versuch, das Grundstück zu umgehen, beginnt mit einem mühsamen Kampf durch's Unterholz und endet vor einem weiteren Zaun.

Wir geben auf und folgen einem andere Weg zurück. Dann schlagen wir uns wieder querfeldein durch's Gebüsch. Diesmal mit mehr Erfolg: Glücklich kommen wir auf einen Weg, der uns schließlich zu unserem Ziel, der einzigen Brücke über den Bach aus dem Val di Prato, führt. Eine alte, gemauerte Brücke, die in eindrucksvoller Höhe einige wunderschöne Badegumpen überspannt. Leider außerhalb unserer Reichweite.

Alte Brücke über den Ri della Valle di Salto
Alte Brücke über den Ri della Valle di Salto

Wir setzen unseren Weg in Richtung Val Cocco fort. Der führt abwechselnd durch schattige Wäldchen und über sonnenüberflutete Wiesen, auf denen regelmäßig die Bremsen über uns herfallen, vorbei an derart gepflegten Wochenendhäuschen, dass jeder deutsche Schrebergärtner seine helle Freude dran hätte, Schweizerisch beflaggt und, da Sonntag ist, mit reichlich Schweizer Sommerfrischlern bestückt, die auch ordentlich Bettlaken zum Schutz gegen die allzu garstige Sonne über ihre gepflegten Autos spannen.

Blick auf das malerisch gelegene Margonegia
Blick auf das malerisch gelegene Margonegia

Sommerfrischler an der MaggiaAuf der anderen Seite begleitet uns die Maggia. Ein schöner großer Bergbach, der immer wieder traumhafte Badegumpen bildet. Sobald ihre Ufer allerdings etwas zugänglicher sind, sind diese auch schon mit Schweizern übersät, die hier in der Sonne braten, die jetzt immer drückender wird.

Da sind die kleinen Waldstücke jedesmal eine echte Erleichterung und so nutzen wir eines, um auf einer schattigen Wiese eine gemütliche Mittagspause zu machen. Zum Baden ist uns das Tal hier zu bevölkert, aber auch ein ausgiebiges Fußbad erfrischt und ein kleines Mittagsschläfchen belebt uns dann noch mehr. In der Zwischenzeit trocknen wir das Zelt vom Tau der letzten Nacht, dann essen wir noch ein wenig von dem guten Schweizer Schinken, den wir dabeihaben. Leider ist unser Brot schon recht altbacken.

Nachmittags geht's dann hinter Mulini noch ein Stückchen auf der anderen Seite der Maggia auf der Straße weiter, bevor wir bei Brontallo wieder auf die orografisch linke Seite zurückwechseln. Hier geht's dann aufwärts in die Val Cocco. Wir überqueren eine weitere, sehr beeindruckende alte Steinbrücke über den Ri da Sernel. Dann kämpfen wir uns den steilen und heißen Weg nach Pianello hoch.

Der Ri da Sernel unter der Brücke
Der Ri da Sernel unter der Brücke

Straßenbauarbeiten in der Val CoccoHinter Pianello geht's besser: der Weg ist nicht mehr so steil und es gibt reichlich Walderdbeeren und Himbeeren am Wegrand, die unser Vitaminkonto auffüllen. Der Weg wird offensichtlich gerade restauriert. Mit einem ungeheuren Aufwand werden Treppen angelegt und massivste Brücken über winzige Bäche gebaut. Wir fragen uns, wer diesen Aufwand triebt, insbesondere, da weder irgend ein zentraler Wanderweg durch die Val Cocco führt, noch eine bewirtschaftete Alm im Tal existiert.

Nach einem recht langen und immer zäheren Aufstieg erreichen wir schließlich, ziemlich am Ende unserer Kräfte, Corte di Valle auf 1227m. Eigentlich wollten wir hier zelten, aber wir finden nur abschüssiges Gelände, überwuchert mit Jungwald und dichtem Unterholz und bewohnt von einer Herde Highland-Cattles , die den Boden zu einem stinkenden Morast verarbeitet haben. Also weiter zum Corte Cocco, nochmal Kräfte sammeln für weitere 300 Aufstieg.


Skeptische Blicke des Hausherrn...Um unser Elend vollkommen zu machen, wird der Weg jetzt auch noch tierisch steil und rutschig. Irgendwann begegnen wir zwei Jungs mit ausgeprägt norddeutschem Akzent. Aufgrund der schlechten Wettervorhersage für Norwegen sind sie jetzt im Tessin unterwegs. Ihre Aussage über die obere Val Cocco macht uns ein wenig Hoffnung: Bei der Hütte (Corte Cocco) sähe es recht eben aus, da könne man wohl ein Zelt aufstellen.

In der Tat: Es geht. Zwar müssen wir erst ein paar der großblättrigen Stauden beseitigen, dann haben wir aber einen akzeptablen Zeltplatz. Direkt vor der Hütte (die vermutlich als Jagdhütte genutzt wird) und so auch noch mit dem Luxus einer Bank und eines Tisches. Allerdings sind's bis zum Wasser (ein eiskalter Bach, der direkt aus einem Schneefeld kommt) gute 200 Meter über steiniges und verbuschtes, wegloses Gelände. Unseren geplanten Ruhetag wollen wir hier nicht verbringen, aber jetzt sind wir erst mal froh, dass wir nach 9 Stunden Gehzeit und über 1000m Aufstieg endlich ausruhen können.

Geschafft! Eigentlich ein ganz netter und recht komfortabler Zeltplatz.
Geschafft! Eigentlich ein ganz netter und recht komfortabler Zeltplatz.

Start Niedrigster / Höchster Punkt Abstieg Aufstieg Gehzeit
8:30 600m 1528m 370m 1067m 9h

Weiter mit Tag 6

Karten

  • "Carta Nazionale della Svizzera", swisstopo, 1:25.000:
    1272 - Pizzo Campo Tencia / 1292 Maggia
  • Übersichtskarten:
    "Carta Nazionale della Svizzera", swisstopo, 1:50.000:
    266 - Valle Leventina / 276 Val Verzasca