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Bric Ghinivert

Übersichtskarte
 Übersichtskarte
Es wird neblig und ausgesetzt
 Es wird neblig und ausgesetzt

Blick ins Nichts
 Blick ins Nichts

Am Monte Ruetas
 Am Monte Ruetas

Zeltplatz im Valle di Massello
Zeltplatz im Valle di Massello

Steinböcke
Steinböcke

Balziglia - Bric Ghinivert
September 2012
Tag 5

Nach dem letzten, recht geruhsamen Tag stehen heute zur Abwechslung mal wieder Schmerz und Qual auf dem Progamm ;o) Wir wollen zum Talschluss des Valle di Massello und von da ab hinunter ins Tal, zurück in Richtung Balziglia. Was wir bisher von dem Weg entlang der Flanke des Monte Ruetas gesehen haben, macht einen recht ausgesetzten Eindruck und wir sind gespannt, was uns erwartet.

Zunächst geht es nach einem kurzen Anstieg in Richtung Colle del Beth zwischen den kleinen Seen hinunter in Richtung Norden. Der Weg ist schwer zu erkennen und wir müssen Kompass und Karte zu Hilfe nehmen. Es geht an der Ostflanke des Bric di Mezzogiorno entlang nach Norden. Uns stört ein wenig, dass es so viel nach unten geht: die Erfahrung sagt, dass wir das alles später wieder rauf müssen...

"Ostumgehung" des Bric di Mezzogirono
"Ostumgehung" des Bric di Mezzogirono

Richtig vermutet: Es geht wieder bergauf. In Serpentinen geht es ein steiles Stück etwa 150 Meter hinauf zum Colle dell' Arcano und dann weiter die Südflanke des Monte Ruetas hinauf. Am Colle begegnen wir zwei etwas verschlossenen italienischen Wanderern, die nicht einmal unseren freundlichen Gruß erwidern. Irgendwie scheinen die ziemlich mit sich selbst beschäftigt zu sein. Wir sind froh, als die zwei sich in Richtung Süden zum Bric di Mezzogiorno aufmachen.

Unser Weiterweg wird zunächst etwas ungemütlich. Den ganzen Morgen hat es die Wolken schon aus dem Tal nach oben gedrückt und jetzt sind sie angekommen. Gerade als wir uns an den etwas ausgesetzten Anstieg zum Monte Ruetas machen, stehen wir plötzlich im dichten Nebel. Glücklicherweise entpuppt der Weg nach dem etwas abenteuerlichen Holzsteg über einen kleinen Bergrutsch als doch nicht so schlimm und von ein paar mit Seilen versicherten, ausgesetzten Stellen abgesehen lässt er sich ganz gut gehen.

Wir steigen noch an bis zu der auf gut 2800 Metern gelegenen Ruine und schlagen dort unser Mittagslager auf. Eine italienische Brotzeit und ein ausgiebiges Mittagsschläfchen später geht's weiter. Leider kriegen wir von der herrlichen Aussicht, die wir laut Karte eigentlich haben müssten, nur wenig mit. Die Wolken sind dicht und wir mitten drin.

Der Weg steigt auf und ab und so haben wir keine große Lust mehr, mit dem schweren Gepäck zu den malerisch aussehenden Ruinen auf dem Monte Morefreddo hinaufzusteigen. Sieht aus wie Edoras im Herrn der Ringe Film.

Kurz darauf können wir über den Colle del Pis spitzen und sehen Sestriere hinten im Tal liegen. Hier hat die Agnelli Familie sich in der Tourismus-Branche versucht und einen Retorten-Skiort aus dem Boden gestampft. Aufgereihte, gesichtslose Appartmentblocks im übelsten Neo-Alpinstil. Glücklicherweise das einzige Verbrechen in dem Ausmaß auf der italienischen Seite der West- und Seealpen. Wir sind froh, dass wir das nur undeutlich in der Ferne liegen sehen.

Unser Weg führt fort von Bausünden hinunter in das Valle di Massello. Murmels allüberall und bald trohnt rechts der Bric Ghinivert über dem Tal. Wir sind jetzt wieder auf der GTA, der Weg wirkt ausgebaut und gut begangen, so dass wir unseren Zeltplatz etwas abseits des Weges suchen. Es dauert ein wenig, schließlich sind die Ansprüche mal wieder hoch: frisches Wasser, eben und weich soll der Boden sein und natürlich wollen wir den perfekten Blick haben und gleichzeitig außerhalb des Blicks eventuell vorbeikommender Wanderer sein. Eine plötzlich heranziehende schwarze Wolkenwand beschleunigt die Entscheidungsfindung. Schnell steht das Zelt und wir verkriechen uns.

Gaby vor dem Monte Ruotas (links daneben der Bric di Mezzogiorno, ganz links der Bric Ghinivert)
Gaby vor dem Monte Ruotas (links daneben der Bric di Mezzogiorno, ganz links der Bric Ghinivert)

Die schwarzen Wolken lösen sich aber nach kurzer Zeit wieder zu dem normalen Nebel auf, der uns schon den ganzen Tag mal mehr und mal weniger dicht begleitet - blinder Alarm; und so können wir noch ein Weilchen vor dem Zelt sitzen und die Steinbockmutter mit ihren zwei Jungen beobachten, die in etwa 100 Metern Entfernung herumturnen.

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Fotos
Alle Bilder sind mit unserer Canon EOS 50D und dem Canon 18-200 Objektiv gemacht.

Karten & Führer
Seit ein paar Jahren gibt es auch für das Piemont Wanderkarten im Maßstab 1:25.000 vom Istituto Geografico Centrale. Hier haben wir die Nr. 105, Sestriere, Claviere, Sansicario, Prali verwendet.

Der Führer "Grande Traversata delle Alpi, Teil 2: Der Süden" von Werner Bätzing beschreibt Gegend, Geschichte, den Ort Balziglia sowie einen kleinen Teil unserer Tour.