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Sambuco - Demonte
Routenskizze mit Übernachtungsplätzen
Valle Stura
Valle Stura im Dauerregen
Aufstieg zurm Vallone dei Morti
Aufstieg zum Vallone dei Morti
Wolken im Vallone dei Morti
Wir sind schon auf Höhe der Wolken
Im Vallone dei Morti
Im Vallone dei Morti
Enzian im Valle Grana
Enzian im Valle Grana
Santuario San Magno
Santuario San Magno
Santuario San Magno - Haupteingang
Santuario San Magno - Haupteingang
Küchenschelle
Küchenschelle - weit verbreitet und wunderschön
Sonnenaufgang mit Mon Viso, 3841m
Sonnenaufgang mit Mon Viso, 3841m
Gaby am Colle Viribianc
Gaby am Colle Viribianc
Weiße Narzissen bei Grangette inferiore
Weiße Narzissen bei Grangette inferiore
Steile Felswände und dichtes Gestrüpp verhindern den Abstieg ins Valle Stura
Steile Felswände und dichtes Gestrüpp verhindern den Abstieg ins Valle Stura

Sambuco - Demonte

Im Mai 2002 waren Gaby un ich zwei Wochen im Valle Stura. Damals haben wir die Osteria della Pace in Sambuco entdeckt. Wir waren spätabends im Valle Maira angekommen und hatten einfach das Zelt auf einer Wiese neben der Straße aufgestellt. Am nächsten Morgen fing es dann an zu regnen und so beschlossen wir, statt im Regen loszulaufen, weiter ins Valle Stura zu fahren in der Hoffnung, dass da das Wetter besser ist. Nachdem es dort aber immer noch regnete, haben wir uns in Sambuco in der Osteria della Pace eingemietet. Es war ein Traum - ich habe vor lauter Begeisterung das Abendmenü in meinen GTA-Führer eingetragen:

  • Aufbruchsstimmung vor der Osteria della Pace in SambucoAntipasti
    Lammleberpastete mit Kastanien
    Kaninchensülze
    Stockfisch-Kartoffel-Roulade
  • Primo
    Rustic - hausgemachte Nudeln mit Lauch-Weinsoße
  • Secondo
    Sambucana-Lamm mit Bohnen und Kartoffeln
  • Dolce
    Zuppa di mele
    Himbeergelatine

Tag 1 - Aufbruch
Sonne über der Gias MureAm nächsten Morgen geht's dann bei immer noch recht durchwachsenem Wetter los. Über den P34 die Valle della Madonna hinter Sambuco hinauf bis zur Gias Mure auf 1831m, einem noch recht gut erhaltenen Steinhaus, das als Geräteschuppen genutzt wird.

Nachdem es wieder angefangen hat zu regnen, stellen wir kurzerhand unser Innenzelt in dem Schuppen auf und richten uns gleich für die Nacht ein. Wir lassen es diesmal langsam angehen...

Tag 2 - Vom Frühling in den Winter
Frühlingserwachen am Colle ValcaveraZwar treiben sich noch ein paar Wolken am Himmel herum, aber die Sonne lacht und wir brechen zeitig auf, um möglichst bald aus dem Schatten zu kommen. Am 2416m hohen Colle Valcavera erwacht der Frühling. Kröten treffen sich im Liebestaumel an einem Weiher und die Wiese ist mit Krokussen übersät.

Am Colle dei MortiWir wechseln auf die GTA und gehen das Vallone dei Morti hoch zum Colle dei Morti. Nachdem die Region seit Jahrhunderten in zahllosen Krieg umkämpft war, wird der etwas unheimliche Name (Tal und Pass der Toten) wohl auf einer hier geschlagenen Schlacht beruhen - der GTA-Führer von Werner Bätzing erwähnt nur, dass die Gegend hier im zweiten Weltkrieg Schauplatz zahlreicher Partisanenkämpfe war.

Gaby am Colle dei MortiWir haben hier unsere ganz eigene Schlacht zu bestehen: Je höher wir kommen, desto nebliger und windiger wird es und oben am Pass schauen gerade mal die Spitzen der Schilder aus den Schneeverwehungen heraus. Wir haben die letzten Ausläufer des Valle Stura hinter uns gelassen und sind jetzt am westlichen Ende des Valle Grana.

SeidelbastDann ziehen sich die Wolken noch weiter zu, wir vielleicht noch 30 Meter Sicht alles um uns herum ist einheitlich weiß. Anfangs schaut noch ein schmaler Streifen Asphalt unter dem Schnee hervor aber bald ist die Straße nicht mehr erkennbar, alles ist ein einziger weißer Hang. Wir orientieren uns an der Hangneigung und mittels Kompass und Höhenmesser meiner Armbanduhr (Endlich bin ich wirklich mal drauf angewiesen ;o)

Erst ca. 100 Höhenmeter weiter unten klart die Sicht wieder auf. Wir kommen am RifugioTrofarello vorbei. Natürlich ist es um diese Jahreszeit noch geschlossen, aber es macht sowieso keinen sonderlich einladenden Eindruck: eine riesige halbierte Blechwurst neben der Straße. Wir gehen weiter und folgen dem Sträßchen bis auf ca. 1950 m Höhe. Hier ist der Schnee bis auf einige Reste abgetaut und die Wiesen sind ein Blütenmeer von Krokussen, Enzian, blühendem Seidelbast und Küchenschellen. Ein kleiner Bach verschwindet fast unter lauter Sumpf-Dotterblumen. Der Frühling tobt. Wir stellen unser Zelt auf und machen uns erst mal was Warmes zu essen.

Zeltplatz im oberen Valle Grana oberhalb von Castelmagno
Zeltplatz im oberen Valle Grana oberhalb von Castelmagno, im Hintergrund die Rocca la Meja, 2831m

Tag 3: Castelmagno
Hundili beim FrühstückStrahlend blauer Himmel und Sonnenschein - der neue Tag verwöhnt uns noch ein wenig, bevor die Wolken wieder aufziehen. Beim Frühstück bekommen wir Gesellschaft: Zwei Hunde beobachten uns. Erst sind wir etwas nervös - im Führer stand etwas von Rudeln verwilderter Hunde, bei denen man wohl vorsichtig sein soll - dann aber kommt der eine von den beiden schwanzwedelnd und fast auf dem Bauch kriechend näher. Ich spendier ihm ein paar altbackene Brotkanten und wir haben einen neuen Freund gefunden, der uns die nächste Stunde in Richtung Castelmagno begleitet. Dann kommt ein Auto vorbei, hält an und die junge Frau, die aussteigt, erklärt uns, dass das der Hund ihrem Nachbarn gehört, verfachtet ihn ins Auto und wir sind wieder allein.

Castelmagno, Salami und BrotWeiter gehts zum Santuario San Magno. Mitten in der Einsamkeit des oberen Valle Grana steht hier auf 1761 Meter Höhe eine riesige barocke Wallfahrtskirche. Etwas unterhalb sind ein paar Häuschen. Wir finden ein einfaches Ristorante, wo uns eine afrikanische Bedienung ein leckeres Menü serviert.
Anschließend kaufen wir noch etwas Brot und ein großes Stück Castelmagno-Käse (links im Bild ein Rest davon). Später in Sambuco erzählt uns unser Wirt, dass eben dieser Castelmagno im letzten Jahr in New York zum besten Käse der Welt gekürt worden ist. Und wir mischen den in unsere Fertignudeln...

Zeltplatz am Colle ViribiancNach der ausgiebigen Mittagspause führt uns der Weg erst über einen Fahrweg bergauf zu einem namenlosen Gias und ab da als R5 zum Colle Viribianc auf 2187m. Hier stellen wir etwas unterhalb des Mont Borel (2287m) unser Zelt auf. Es ist neblig und kalt und überall liegen Schneereste. Dafür werden wir am nächsten Morgen mit einem traumhaften Sonnenaufgang überrascht.

Sonnenaufgang am Colle Viribianc
Über den Wolken: Sonnenaufgang am Colle Viribianc

Tag 4: Vallone dell Arma
Sonnenaufgang am Colle ViribiancDie Wolken sind über Nacht in die Täler hinabgesunken und so genießen wir wunderschöne Ausblicke. Wir können uns gar nicht satt sehen - die Morgenkälte wird einfach ignoriert.

Sonnenaufgang am Colle Viribianc

 

 

 

 

 

Irgendwann reißen wir uns dann los und machen uns an den Abstieg. An einer Alm im Winterschlaf machen wir eine kurze Rast. Etwas Brot und Castelmagno. Dann steigen wir weiter ab bis auf den Talgrund des Vallone dell Arma auf ca 1500m. Plötzlich stehen wir inmitten frühsommerlich grüner Buchenwälder und saftiger Wiesen. Eine andere Frühling im Vallone dell ArmaWelt.

Wir folgen dem kleinen Sträßchen bis Poracchie (1160m). Von da versuchen wir den einzigen Weg zu finden, der laut Karte hinüber in das Valle Stura führt. Wir kommen bis zur Grangette inferiore auf 1457m. Ein paar verfallene Steinhäuschen, die von Brombeeren und wilden Rosen überwuchert sind. Den Weg, der von hier nach unten in das Valle Stura fhren soll, können wir nicht finden. Entweder sind wir an der falschen Stelle oder der Weg ist völlig zugewachsen oder vielleicht hat er auch nie existiert? Müde und frustriert schlagen wir unser Zelt auf. In der Nacht fängt es dann auch noch an zu regnen...

Tag 5: Vallone dell Arma - Demonte
Zeltplatz bei Grangette inferiore...und morgens regnet es immer noch. Wir bauen das Zelt ab, geben die Suche nach dem Weg ins Valle Stura auf und steigen wieder ins Vallone dell Arma nach Poracchie ab. Das Studium der Busfahrpläne macht auch keine Hoffnung: Wir folgen der Straße im Dauerregen bis Demonte. Von da bringt uns dann der Bus nach Sambuco, wo wir uns gleich wieder in der Osteria della Pace einmieten. Und nach einer heißen Dusche und einem leckeren Abendessen ist die Welt dann auch wieder in allerbester Ordnung und als am nächsten Morgen die Sonne von einem strahlend blauen Himmel lacht brechen wir gleich zur nächsten Tour in Richtung Pontebernardo auf...

Karte

  • "Valli Maira Grana Stura, Carta Dei Sentieri E Dei Rifugi 7", Istituto Geografico Centrale, 1:50.000. Grottenschlechte Karte. Eigentlich sollte eine Karte für Touren im Hochgebirge einen Maßstab von 1:25.000 haben. Außerdem sind die Wege oft falsch eingezeichnet. Allein - es gibt keine Alternative.

Führer

  • "GTA - Grande Traversata delle Alpi, Teil 2: Der Süden", Werner Bätzing, Weitwanderer-Verlag Oldenburg, 1998. Erscheint mittlerweile wie der Valle Stura Führer beim Rotpunktverlag in einer funkelnagelneuen Auflage mit ähnlich schöner Aufmachung.

  • "Valle Stura", Werner Bätzing, Michael Kleider, Rotpunktverlag, Zürich, 2008
    Ein schön aufgemachter Wanderführer mit vielen Bildern und interessanten Infos. Sehr empfehlenswert.