Lago Superiore di Roburent zurück
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Routenskizze mit Übernachtungsplätzen
 Routenskizze mit Übernachtungsplätzen

Über Pontebernardo
 Über Pontebernardo
Blick zurück über den Lago Oserot
 Blick zurück über den Lago Oserot

Nördlich vom Passo di Rocca Brancia
 Nördlich vom Passo di Rocca Brancia

Piano della Gardetta
 Piano della Gardetta

Festungsanlagen am Passo di Gardetta
 Festungsanlagen am Passo della Gardetta

Murmel auf dem Prato Giorlieri
 Murmel auf dem Prato Giorlieri
Prato Giorlieri
 Prato Giorlieri

Blick zurück beim Aufstieg zum Colle della Scaletta
 Blick zurück beim Aufstieg zum Colle della Scaletta

Lago Superiore di Roburent mit Trunen am Ostufer
 Lago Superiore di Roburent mit Trunen am Ostufer

Zeltplatz am Lago Superiore di Roburent, dahinter der Monte Scaletta
 Zeltplatz am Lago Superiore di Roburent,
 dahinter der Monte Scaletta

Trunenreste an Lago Superiore di Roburent
 Trunenreste an Lago Superiore di Roburent

Schafe unterhalb von La Tinetta
 Schafe unterhalb von La Tinetta

Pontebernardo-Argentera

2008 sind Gaby und ich erstmals im Herbst im Piemont. Ende September fahren wir nach Pontebernardo im oberen Sturatal. Los gehts mit dem Auto morgens um 4:00 in Nürnberg, nach ca. 12 Stunden gemütlicher Fahrt (inkl. Einkauf im Supermarkt in Cuneo) sind wir dann in Pontebernardo und es geht los.

Tag 1: Aufbruch
Der Anfang gestaltet sich etwas schwierig: Der in der Karte eingezeichnete Weg ist nirgends zu entdecken und auch der nette Schäfer von Pontebernardo weiß von keinem Weg, der hier im Tal entlang der Stura führen soll. Von daher disponierern wir um und beschließen, die beeindruckende Felsbarriere "Le Barricate", die das Sturatal oberhalb von Pontebernardo abriegelt nicht wie geplant westlich, sondern östlich zu umgehen.

Le BarricateEin Stündchen laufen wir noch steil bergauf, dann stellen wir auf einer Wiese unser Zelt auf und machen es uns gemütlich. Im Tal ziehen Nebel auf und was wir erst für nerviges Motorrad-Röhren halten, entpuppt sich bei näheren Hinhören als Hirschbrunft. Piemont im Herbst ist definitv anders als im Frühjahr.

Tag 2: Pontebernardo - Lago Oserot
Am nächsten Morgen führt uns der manchmal etwas schwierig zu findende Weg (P38) bei strahlendem Sonnenschein durch steile Lärchenwälder immer weiter hinauf bis oberhalb der Barricate (2270 m), wo wir uns eine ausgiebige Mittagspause gönnen. Die Berge sind ab ca. 2600 m mit Neuschnee überzuckert, die Sonne scheint, aber es geht ein kalter Wind. Auf der anderen Seite des Tals hören und später sehen wir eine Gruppe Italiener, die laut palavernd absteigen. Auf dem Weiterweg wechseln wir vom P38 auf den P36 und folgen damit für ein Stück der GTA.

Über den Barricate
Oberhalb von Le Barricate

Heute kommen wir noch bis zum Lago Oserot (2308 m). Eine algige grüne Brühe und kein Bach in der Nähe. Aber wir sind zu müde, um noch viel weiter zu gehen und so setze ich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder meine Micropur Tabletten ein, die ich seit Jahren mit mir herumtrage. Trotzdem schmeckt das nicht besonders toll und wir sind froh, dass wir noch ein wenig sauberes Wasser dabei haben. Sobald die Sonne hinter den Bergen versinkt wird es empfindlich kalt so dass wir recht bald im Schlafsack liegen.

Tag 3: Passo di Rocca Brancia - Passo della Gardetta
FuchsMorgens ist alles mit Raureif überzogen und wir warten mit dem Aufbruch, bis die Sonne das Zelt abgetaut und getrocknet hat. Dann steigen wir zum Passo di Rocca Brancia auf, mit 2620 m der höchste Punkt unserer Wanderung. Ein Fuchs kreuzt unseren Weg. Die Nordseite des Passes liegt noch im Schatten. Wir stapfen durch Schnee und es ist eiskalt. Der Weg ist jetzt eine alte Militärstraße und im Schnee sind lauter Motorradspuren, die über 50 cm hohe Felskanten einfach hinüberführen. Die Gegend scheint ein Eldorado für Trial-Fahrer zu sein. Wir sind froh, dass es ruhig bleibt und gerade keine Motorräder unterwegs sind.

Im Tal steht inmitten einer grasbewachsenen Ebene das Rifugio della Gardetta. Drei große Steinhäuser und eine Ruine. Etwas abseits liegen einige Trunen. Der Wanderführer zum Valle Stura erwähnt Trunen beim Lago Roburent, erklärt allerdings nicht, um was es sich dabei handelt. Es sind längliche Steinhaufen bzw. Ruinen von etwa 4-8 m langen und vielleicht 3-4 m breiten Steinhäuschen, die wohl den Schafhirten früher als Unterstand, Abstellraum, Geräteschuppen und Arbeitsraum gedient haben. Das Rifugio ist verrammelt, da scheint die Saison bereits vorbei.

Wir lassen das Rifugio rechterhand (östlich) liegen, folgen der GTA und steigen vom Passo della Gardetta nach Nordwesten ab. Der Weg macht hier keinen Spaß: Es geht steil bergab, der über Nacht gefrorene Boden ist in der Sonne oberflächlich angetaut. Das und die weichen Schneereste machen den Abstieg zu einer schmierigen Rutschpartie. An manchen Stellen ist der Matsch knöcheltief und wir sind heilfroh, als der Weg ein paar alte Befestigungsanlagen passiert und danach dann trockener wird.

Die Landschaft hat sich wieder verändert. Es ist steiler und schroffer, ein kleiner Bach fließt durch das Tal und wir beschließen, nach einem Zeltplatz Ausschau zu halten. Von der rechten Talseite zieht sich ein moränenartiger Hügel bis zur Talmitte, wo sein höchster Punkt ca. 30 m über dem Talgrund ein kleines Plateau bildet. Hier schlagen wir unser Zelt auf. Zwar müssen wir zum Wasserholen und zum Waschen zum Bach absteigen, aber dort oben haben wir einen herrlichen Blick und viel mehr Sonne als weiter unten.

Zeltplatz unterhalb des Passo di Gardetta
Zeltplatz am Passo della Gardetta

Wir faulenzen den Rest des Nachmittags, lesen, waschen uns im Bach und genießen das herrliche Wetter. In der Sonne ist es angenehm warm und gegen den ab und zu aufkommenden Wind helfen unsere Schlafsäcke. Erst als die Sonne hinter den Bergen versinkt wird es wieder empfindlich kalt und wir verschwinden im Zelt.

Tag 4 - Colle della Scaletta - Lagi di Roburent
Auch der dritte Tag beginnt mit herrlichem Wetter. Wir steigen ab zum Prato Giorliero, einer großen Wiese mit mehreren, mehr oder weniger verfallenen Almhütten. Aud der ganzen Wiese wuselt es nur so vor Murmeltieren. Nachdem wir bis auf 1950 m abgestiegen sind, steht uns jetzt ein ganz ordentlicher Anstieg bevor: Schließlich wollen über den 2614 m hohen Colle della Scaletta zu den laut Führer wunderschönen Lagi di Roburent.

MittagsrastZu Anfang geht es durch lichte Lärchenwälder, die bereits erste Andeutungen von Herbstgelb zeigen. Die Sonne scheint und der Morgendunst löst sich langsam auf. Wir machen eine Mittagspause am Wegrand und haben gar keine Lust, weiter zu gehen - es ist so herrlich in der warmen Sonne...

Mit zunehmender Höhe wird die Luft dann merklich kälter und die Landschaft wieder karger. Am Pass pfeift der Wind und wir packen Mützen und Handschuhe aus. Ohne weitere Pause steigen wir auf direktem Weg zum Lago Superiore di Roburent ab, den wir bereits vom Pass aus sehen können. Nach 200 Höhenmetern Abstieg sind wir da. Er ist wirklich wunderschön.

Zahlreiche Trunen, sowohl am Ostufer als auch am Weg im Süden des Sees zeigen, dass hier ein ideales Weidegebiet zu sein scheint. Und in der Tat kommt, als wir unser Zelt am Südufer aufstellen, in den Hügeln über dem Nordufer eine große Schafherde auf uns zugezogen. Glücklicherweise drehen die noch vor dem See ab und wir bleiben für uns. Die grasbewachsenen Berge, der weite Blick und der relativ große See erinnern uns an Norwegen. Leider pfeift der Wind hier recht heftig und die Sonne ist auch bald verschwunden, so dass wir uns nach einem Spaziergang zu den Trunen und einer Katzenwäsche im See relativ zeitig ins Zelt verkriechen.

Tag 5: Argentera
Wieder warten wir, bis die Sonne unser Zelt getrocknet hat. Dann machen wir uns an den Abstieg nach Argentera. An der Tinetta, einem 2026 m hohen Aussichtspunkt oberhalb von Argentera machen wir noch eine ausgiebige Rast. Die Sonne brennt und es wird richtig heiß. Argentera erreichen wir gegen Mittag. Es ist totenstill und der Ort wirkt wie ausgestorben. Wir halten kurz im Schatten der Kirche und machen uns dann an den Aufstieg auf der rechten Talseite der Valle Stura.

Durch dichte Fichten- und lichte Lärchenwälder geht es stetig bergauf zu den Skipisten oberhalb von Bersezio. Einige Liftanlagen, Plastikabfälle, plattgefahrene Wiesen - wir sind wieder in der Zivilisation. Nach einiger Sucherei finden wir einen ganz netten Platz für unser Zelt neben einem kleinen Bach auf einer von Wildschweinen durchwühlten Wiese. Wir haben uns gerade eingerichtet, da rumpelt ein Geländewagen die Schotterpiste hoch und lädt einen Pilzsucher ein, der gerade aus dem kleinen Wäldchen unterhalb von uns kommt. Ein Wunder, dass die nicht gleich vom Auto aus die Pilze sammeln...

Blick nach Norden
Blick zurück von letzten Zeltplatz

Tag 6: Bersezio - Pontebernardo
Zunächst geht es abwärts nach Bersezio. Eigentlich ein nettes kleines Dörfchen, wäre da nicht oberhalb des Ortes die Baustelle eines neuen Appartmentblocks für Skitouristen und unterhalb die Bauruinen diverser (etwas dezenterer) Appartmentblocks, auf deren Dächern schon die Birken wachsen. Das sieht alles nach Bauspekulation und Größenwahn aus. Nicht schön.

Wir folgen für ca. einen Kilometer der Straße talabwärts. Riesige Viehlaster stehen an einer Koppel und laden die für diese Gegend so typischen weißgrauen Kühe ein. Transhumanz auf moderne Weise. Hinter einer Doppelkehre finden wir einen Weg, der uns parallel zur Straße durch die kleine Wochenendsiedlung Prinardo führt. Dann müssen wir wieder ein Stückchen der Straße folgen, bevor wir links nach Serre abbiegen und Ruhe haben.

Le BarricateHinter Serre nehmen wir die alte Straße (die neue führt durch einen Tunnel unter den Barricate hindurch) entlang der Stura. Die bricht hier in einer engen Schlucht durch die Barricate: Links von uns plätschert das Restwasser der Stura in der Schlucht - das meiste Wasser wird oberhalb abgezapft und durch Pipelines entweder zur Stromgewinnung oder als Trinkwasser verschickt. Dahinter ragen die steilen Felswände der Barricate auf. Noch mal ein Höhepunkt auf unserer Tour.

Gegen Mittag erreichen wir Pontebernardo. 10 Minuten später sind wir in Sambuco und sitzen unter den ganzen Mittagsgästen im Albergo della Pace und essen einen Teller Pasta - was für ein Kontrast. Wir beziehen unser Zimmer, duschen und ruhen uns etwas aus und dann treffen auch schon Federica und Massimiliano ein. Mit Massimiliano habe ich 1994/95 ein halbes Jahr in Rom zusammen gewohnt. Seit gut 12 Jahren haben wir uns nicht mehr gesehen, jetzt haben wir uns hier in Sambuco verabredet. Es folgen 5 Tage im Albergo della Pace...

Karte
"Valli Maira Grana Stura, Carta Dei Sentieri E Dei Rifugi 7", Istituto Geografico Centrale, 1:50.000
Grottenschlechte Karte. Eigentlich sollte eine Karte für Touren im Hochgebirge einen Maßstab von 1:25.000 haben. Außerdem sind die Wege oft falsch eingezeichnet. Allein - es gibt keine Alternative.

Führer
"Valle Stura", Werner Bätzing, Michael Kleider, Rotpunktverlag, Zürich, 2008
Ein schön aufgemachter Wanderführer mit vielen Bildern und interessanten Infos. Sehr empfehlenswert. Werner Bätzing haben wir übrigens am vierten Abend im Albergo della Pace beim Abendessen getroffen.